Wenn unsere Welt in Frage steht:
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Bericht zur 48. Bun­des­de­le­gier­ten­kon­fe­renz in Bonn

Ein Bericht von Moritz Fings (Vor­stands­mit­glied der GJ, Dele­gier­ter BDK) 

Coro­na-Pan­de­mie, Kli­ma­kri­se, Ener­gie­kri­se, Infla­ti­on und natür­lich der rus­si­sche Angriffs­krieg gegen die Ukrai­ne — wir leben aktu­ell in einer Zeit, in wel­cher Kri­sen in einer unge­ahn­ten Inten­si­tät auf­ein­an­der fol­gen und unser Leben ele­men­tar beein­flus­sen. Die Zer­stö­rung unse­rer natür­li­chen Lebens­grund­la­gen oder der Raub von Frei­heit, Demo­kra­tie und Sou­ve­rä­ni­tät sind näm­lich nur ein klei­ner Teil des Port­fo­li­os an mög­li­chen Fol­gen die­ser Kri­sen. Wir mer­ken, dass unser gewohn­tes Leben, aber auch unse­re Träu­me, äußerst fra­gil sind. Wir fra­gen uns, wie unse­re Zukunft aus­se­hen wird. Sel­ten zuvor war es des­halb wich­ti­ger, dass die Poli­tik sich auf eine ihrer „Ur-Auf­ga­ben“ besinnt: Das Fin­den und Gestal­ten von Ant­wor­ten auf die Fra­gen unse­rer Zeit. Auch auf der 48. Bun­des­de­le­gier­ten­kon­fe­renz von Bünd­nis 90/Die Grü­nen wur­de ver­sucht, die­ser Auf­ga­be gerecht zu wer­den. „Wenn unse­re Welt in Fra­ge steht: Ant­wor­ten“, war des­halb das Mot­to die­ser ‑in beson­de­ren Zei­ten statt­fin­den­den — BDK. 

Hier­für tra­fen sich die Delegiert*innen vom 14. bis zum 16. Okto­ber in der Bun­des­stadt Bonn. Tagungs­ort war das World Con­fe­rence Cen­ter auf dem UN-Cam­pus. Für den Kreis­ver­band Lim­burg-Weil­burg waren Han­nah Blum und Moritz Frings als Delegiert*innen dabei. Los ging es am 14. Okto­ber mit einem gro­ßen the­ma­ti­schen Block, in wel­chem sich die Delegiert*innen damit aus­ein­an­der­set­zen, in Zei­ten von stei­gen­der Infla­ti­on und einer dro­hen­den Wirt­schafts­kri­se, sowohl die Leis­tungs­fä­hig­keit unse­rer Wirt­schaft zu erhal­ten und zugleich sozio­öko­no­mi­schem Abstieg und sozia­ler Käl­te ent­ge­gen­zu­wir­ken. Bun­des­vor­sit­zen­de Ricar­da Lang hielt zu die­sem Tages­ord­nungs­punkt eine Rede. Sie beton­te, dass sie die Sor­gen und Pro­ble­me der Men­schen, die unter der Kri­se lei­den, ver­ste­hen kön­ne und dass die poli­tisch Ver­ant­wort­li­chen in der Bun­des­re­gie­rung und bei Bündnis90/Die Grü­nen alles für die Lösung die­ser Pro­ble­me tun wür­den. Sie stell­te aber auch klar, dass trotz die­ser gro­ßen Her­aus­for­de­run­gen die öko­lo­gi­sche Trans­for­ma­ti­on unse­rer Wirt­schaft nicht ver­nach­läs­sigt wer­den dürf­te. Nur durch Kli­ma­schutz sei es mög­lich, Lebens­grund­la­gen zu erhal­ten, Gerech­tig­keit zu schaf­fen und Wohl­stand wei­ter­hin zu ermög­li­chen. Nur der Kli­ma­schutz kann unse­re Frei­heit garan­tie­ren. Aus die­sem Grund beschlos­sen die Delegiert*innen im Anschluss an die Debat­te ‑mit dem Abbau von umwelt­schäd­li­chen Sub­ven­tio­nen, einer Reform des Dienst­wa­gen­pri­vi­leg, mehr Mit­tel für die Län­der zum Aus­bau der Schie­nen­In­fra­struk­tur und einem Tem­po­li­mit auf Auto­bah­nen – For­de­run­gen, die dem Kampf gegen die Kli­ma­kri­se gerecht wer­den sollen.

Hes­si­sche GRÜNE Mit­glie­der auf der BDK 

Am nächs­ten Tag beschäf­tig­ten wir uns dann mit der zwei­ten gro­ßen Kri­se unse­rer Zeit: dem rus­si­schen Angriffs­krieg gegen die Ukrai­ne. Aber auch die Situa­ti­on der Asyl­su­chen­den auf dem Mit­tel­meer, die Waf­fen­lie­fe­run­gen nach Sau­di-Ara­bi­en und die Pro­tes­te im Iran spiel­ten in der Debat­te eine Rol­le. Omid Nou­ri­pour ‑Bun­des­vor­sit­zen­der der Grü­nen – sag­te hier­zu, dass es die poli­ti­sche Iden­ti­tät von Bündnis90/Die Grü­nen sei, welt­weit für Frau­en­rech­te ein­zu­ste­hen. Des­halb dür­fe auch kei­ne Frau in Afgha­ni­stan, der Ukrai­ne, Sau­di-Ara­bi­en und dem Iran dar­an zwei­feln, dass wir für sie ein­ste­hen wür­den. Frau­en­rech­te sind Men­schen­rech­te und nicht Teil- oder Ver­han­del­bar. Neben die­sem Tages­ord­nungs­punkt wur­den außer­dem noch Ände­run­gen der Sat­zung und wei­te­re Anträ­ge dis­ku­tiert und beschlos­sen. Hier­bei ist beson­ders erwäh­nens­wert, dass die Bun­des­de­le­gier­ten­kon­fe­renz Anträ­gen zustimm­te, wel­che eine Wider­spruchs­re­ge­lung in Bezug auf die Organ­spen­de, eine Reform des kirch­li­chen Arbeits­rech­tes oder aber eine bedarfs­ge­rech­te Bereit­stel­lung von Psy­cho­the­ra­pie­plät­zen fordern.

Am Abend des zwei­ten Tages fand die obli­ga­to­ri­sche BDK-Par­ty statt, bei der auch Omid Nou­ri­pour als DJ auf­leg­te. Mit inter­es­san­ten Gesprä­chen und Musik klang die­ser lan­ge und anstren­gen­de Tag schön aus.

Der letz­te Tag der Bun­des­de­le­gier­ten­kon­fe­renz begann mit Wah­len. So wur­de die Antrags- und die Rech­nungs­prü­fungs­kom­mis­si­on neu gewählt und ein Mit­glied des Par­tei­ra­tes nach­ge­wählt. Im letz­ten gro­ßen Tages­ord­nungs­punkt beschäf­tig­ten sich die Delegiert*innen noch­mal inten­siv mit dem Kampf gegen die Kli­ma­kri­se. Ein zen­tra­les The­ma die­ser Debat­te waren die Ver­hand­lun­gen von Grü­nen Minister*innen der nord­rhein-west­fä­li­schen Lan­des­re­gie­rung mit RWE über den Aus­stieg aus der Koh­le­ver­stro­mung. Hier­bei wur­de ver­han­delt, dass einer­seits der Koh­le­aus­stieg im rhei­ni­schen Koh­le­re­vier bereits 2030 Rea­li­tät wer­den soll — ande­rer­seits dafür die Men­ge der ver­strom­ten Koh­le in den ver­blei­ben­den Jah­ren erhöht wird und Lüt­zer­ath, sowie ande­rer Dör­fer abge­bag­gert wer­den kön­nen. Nach einer kon­tro­ver­sen, aber fai­ren Dis­kus­si­on wur­de dem Kon­zept der Grü­nen Minister*innen aus Nord­rhein-West­fa­len jedoch zugestimmt.

Zum Abschluss die­ses Berich­tes soll ein Tages­ord­nungs­punkt nicht uner­wähnt blei­ben: Im Hin­blick auf die hes­si­sche Land­tags­wahl 2023 bekam Tarek Al-Wazir einen sym­bo­li­schen „Staf­fel­stab“ von den Wahlkämpfer*innen aus Schles­wig-Hol­stein, Nord­rhein-West­fa­len und Nie­der­sach­sen über­reicht. In die­sem „Staf­fel­stab“ mani­fes­tier­ten sich jedoch nicht nur ein Auf­trag und gute Wün­sche, son­dern auch der Esprit die­ser BDK. Tarek hat ihn zwar ange­nom­men, es ist aber an uns allen ihn in unse­rem poli­ti­schen Han­deln zu leben und ihn im Land­tags­wahl­kampf wei­ter­zu­tra­gen. Lasst uns also immer dort Ant­wor­ten geben, wo die Welt in Fra­ge steht.